AMRA Verlag

Die Feenwesen haben sich zurückgezogen, weil niemand mehr an sie glaubt. Aber wer bringt den Menschen jetzt bei, wieder glücklich zu sein und mit der Natur in Harmonie zu leben?

Leuchtender Weg löschte die Friedenspfeife und sah Merlin fest in die Augen. »Ich bitte dich, den Kindern aller Völker der Erde das Träumen wieder zu ermöglichen. Wenn sie wieder träumen können, werden sie lernen, an die Naturwesen zu glauben. Nur, wenn sie dank ihrer Fantasie lernen, die Bäume lebendig zu sehen, wird die Welt wieder ein Paradies werden.«

Karin Tag, geboren 1969 in Frankfurt/Main, schreibt Bücher und gibt Seminare über indigene Weisheit. Sie gründete den Council of World Elders, der die besten Repräsentanten nativer Völker vereint, die ihr traditionelles Wissen für den Weltfrieden und die Heilung unseres Planeten einsetzen.

Durchgehend farbig illustrierte Ausgabe!

INHALT

Vorwort
1 Die Krähe Murmur und der schlafende Zauberer
2 Die Zwergenstadt im Inneren der Erde
3 Die Feenkönigin und die Quelle der Weisheit
4 Das Einhorn am Zaubersee
5 Der Flug mit dem Adler um die Erde
6 Die Friedenspfeife des Indianerhäuptlings
7 Der Junge und der Zaubertraum
Über die Autorin

Liebe Kinder, liebe Eltern,
sehr oft treffe ich Menschen anderer Kulturen und Volksstämme. Sie erzählen wundervolle Geschichten, die uns viel über unsere Erde und unser Leben auf ihr beibringen. Es ist sehr wichtig, dass diese Geschichten überdauern, denn sie sind ein Teil unserer Vergangenheit und helfen uns, bewusster mit unserer Umwelt umzugehen. Fantasie und Lebensfreude gehören ebenso zu den kreativen Momenten unseres Lebens wie die gelebte Einheit mit der Natur, in der wir uns bewegen. Die Erde zu lieben und zu schützen ist dabei unsere wichtigste Aufgabe. In dieser Hinsicht können wir viel von diesen alten Völkern lernen.
Lest so viele Bücher wie möglich und helft den Menschen aus anderen Kulturen zu überleben, denn ihr Wissen sichert unsere Zukunft und die aller Kinder dieser Erde.
Ich danke euch!
Karin Tag

KAPITEL 4: DAS EINHORN AM ZAUBERSEE
Merlin erinnerte sich noch sehr gut an den Weg zum Zaubersee. Er war ihn früher gern gegangen, denn er führte durch üppige Wälder und bunte Wiesentäler. Das Zauberland der Feen erblühte immer in den prächtigsten Farben. Hier lebten viele Tiere glücklich und zufrieden, denn die Natur war im Gleichgewicht. Merlin folgte dem vertrauten Pfad durch die Ebenen und kam schließlich am Zaubersee an.
Die Wasserfläche glitzerte hell im Sonnenschein, als er am Ufer Rast machte. Das Einhorn war ein scheues Tier, und der Zauberer war sich nicht sicher, ob es sich an ihn erinnerte. Auch wenn es im Feenland nichts zu befürchten hatte, war es doch das Letzte seiner Art, und so war es schwierig, das Einhorn zu Gesicht zu bekommen.
Merlin setzte sich also ans Seeufer und betrachtete die alten Bäume, die um den See herum standen. Es waren prachtvolle Bäume, sicherlich viele hundert Jahre alt. Er erinnerte sich, dass die Bäume sprechen konnten, aber das taten sie nur, wenn sie der Meinung waren, dass es sich auch lohnte. Und sie waren lustige Gesellen. Nicht so, wie die Bäume oben im Menschenreich. Sie standen nicht nur einfach still auf einer Stelle, sondern konnten in Windeseile ihren Standort wechseln.
Und genau das taten sie in diesem Augenblick.
Merlin bemerkte, dass immer dann, wenn er nicht hinsah, einer der Bäume mit den Zweigen raschelte ... und ehe er sich umdrehen konnte, war der Baum einfach verschwunden. Aber er kannte dieses Versteckspiel von früher und wusste genau, was zu tun war. Er legte sich ins dichte Gras zwischen die bunten Blumen und ignorierte die Bäume einfach. Sie waren sehr neugierig und würden schon von ganz allein näher kommen. Er tat so, als betrachte er den Himmel und kaute auf einem Grashalm herum. Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und wartete so eine Weile.
Da, plötzlich, raschelte es dicht hinter ihm! Merlin wusste, dass er sich jetzt nicht bewegen durfte. Würde er sich aufrichten und umdrehen, wäre der Baum schnell wieder weg. Also blieb er regungslos.
Nun begann ein Hin- und Hergeraschel der feinsten Art. Die drei größten Bäume waren schon ganz nahe gekommen und versuchten mit allen Tricks, den Zauberer dazu zu bringen, sich nach ihnen umzusehen, um dann schnell vor seinen Blicken verschwinden zu können. Doch Merlin rührte sich nicht. Er schloss die Augen und tat so, als würde er schlafen. Immer näher kamen die Bäume und raschelten mit ihren Zweigen. Nur allzu gern wollten sie den Zauberer necken und ihr Versteckspiel mit ihm treiben. Merlin wusste, dass er die Bäume nur zum Sprechen bringen konnte, wenn ihnen der Scherz misslang, denn dann lohnte es sich für sie – dann würden sie gehörig neugierig auf ihn sein.
Das Geraschel der Äste wurde immer heftiger – und plötzlich wurde es still.
Vorsichtig öffnete der Zauberer die Augen und sah in das holzige Gesicht eines Baumes, der sich über ihn neigte. Der Baum war so erschrocken, weil der Zauberer ihn anblickte, dass er vor Schreck ausrief: »Huch! Waldo, Waldo, der schläft ja gar nicht!« Und einer seiner Baumfreunde antwortete: »Stimmt, Borki, der hat uns voll ausgetrickst!«
Da lachten die beiden Bäume laut, und auch der dritte Baumfreund meldete sich zu Wort: »Du hast uns ganz schön reingelegt, Fremder! Borki, warum bist du nur so nah an ihn rangegangen?« Worauf der erste Baum lachend erwiderte: »Ach, Weidi! Er kam mir irgendwie bekannt vor, und deshalb wollte ich ihn mir aus der Nähe ansehen. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass er weiß, dass wir uns bewegen können?«
Merlin hatte erreicht, was er beabsichtigte. Die Bäume sprachen, und jetzt war es nicht mehr schwer, sich mit ihnen zu unterhalten, denn ihre Neugier war viel zu groß, um einfach sang- und klanglos wieder zu verschwinden. (...)
Geduldig wartete Merlin eine Weile, ob das Einhorn sich nun zeigte. Und plötzlich geschah etwas, was er zuletzt vor langer Zeit erlebt hatte. Auf der Wiese sprossen Tausende von bunten Blumen aus der Erde. Überall reckten zahllose Blüten ihre Köpfe zwischen den Gräsern hervor und erstrahlten in den herrlichsten Farben.
Dann kam Luna, das Einhorn, auf die Wiese getrabt ... und überall, wo sie ihre Einhornhufe hinsetzte, blühten gelbe Kelchblumen auf, die wunderschön leuchteten und süß nach Honig dufteten. Bei jedem Schritt, den das Einhorn auf den Zauberer zukam, klingelten Glockenblümchen in einem feinen, zauberhaften Ton.
Luna war nicht viel gewachsen, seit Merlin sie das letzte Mal gesehen hatte. Einhörner werden viele Hunderte von Jahren alt, und Luna war das jüngste Einhorn, das er kannte. Aber es war von allen das schönste. Ein schneeweißes Horn schmückte ihre feine Stirn, und ihr Fell glänzte silbrig, als sie anmutig einen Huf vor den anderen setzte. (...)
Merlin bewegte sich nicht, um das Einhorn nicht zu erschrecken. Seine Sorge war unbegründet, denn Luna konnte sich sehr gut an Merlin, den Zauberer, erinnern. Einhörner haben ein hervorragendes Gedächtnis und vergessen niemals ihre Freunde. Und so trat es ganz dicht an Merlin heran und schnaubte leise zur Begrüßung.
Merlin streichelte sanft Lunas Stirn unterhalb ihres Zauberhorns und sagte erst einmal gar nichts. Auf der anderen Seite des Sees waren Waldo, Borki und Weidi wieder aufgetaucht und beobachteten das Geschehen schweigend und mit einem breiten Grinsen.
Da, plötzlich, sprach das Einhorn Luna: »Ach, Merlin, es ist so schön, dich zu sehen. Ich dachte schon, die Welt hätte mich gänzlich vergessen.« Sie gähnte ausgiebig. »Ich bin sehr müde geworden in letzter Zeit, und es ist mir, als müsste ich endlos schlafen.«
»Ich verstehe dich, Luna«, entgegnete der Zauberer. »Auch ich habe viele Jahrhunderte lang geschlafen. Doch ein kleines Krähenmädchen hat mich geweckt und mir berichtet, dass die Menschen die Natur vergessen haben. Nicht nur das, sie haben auch die Zauberer, Feen, Zwerge und selbst die Einhörner vergessen. Sie leben nicht mehr nach den Regeln der Natur und zerstören mit Schmutz das Leben auf der Erde. Wir müssen dringend etwas unternehmen.« Seine Miene wurde ernst. »Feenkönigin Linda hat mich zu dir geschickt. Sie hat vom Wasser der Weisheit getrunken und meint, du wüsstest, was zu tun ist.«
Luna blickte den Zauberer liebevoll an. »Merlin, wir Einhörner sind für die Erfüllung der Wünsche geboren. Wir erfüllen die Wünsche aller Wesen der Erde, aber nur dann, wenn sie dem Guten dienen. Schon lange träumen die Menschen nicht mehr gute Träume. Sie wünschen sich nur noch Geld und Macht. Sie sprechen nicht mehr mit den Tieren, und sie träumen auch nicht mehr von Einhörnern.
Es gibt noch einige Indianer, die an die Kräfte der Natur glauben. Sie sprechen weiter mit den Bäumen, und sie heiligen die Elemente der Erde mit ihren Gebeten. Sie singen mit dem Herzen und lieben den Planeten Erde. Aber es sind nur wenige, die an die alten Weisheiten glauben, und ihre Gesänge sind der Grund, weshalb ich noch nicht gänzlich in den Schlaf gesunken bin. Sie haben gute Wünsche für die Gesundheit der Erde und für alles Leben auf dem Planeten. Doch unter den Indianern kennen nicht viele die Geschichte der Einhörner, und so reicht meine Zauberkraft nicht aus, um ihre Wünsche zu erfüllen.
Es gibt niemanden mehr, der den Menschen die Erinnerung an die Zauberer und Zwerge und die Feen und Einhörner zurückbringt. Wir fallen immer mehr in den Schlaf des Vergessens.« Das Einhorn blickte tief in Merlins Augen. »Du hast vollkommen recht, Merlin, mein großer Freund! Wir müssen wahrhaftig etwas unternehmen!«
Merlin nickte und blickte das Einhorn aufmerksam an. Er spürte, dass Luna noch etwas auf dem Herzen hatte, etwas sagen wollte, was ihnen vielleicht helfen konnte. (...)

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